Ideen entstehen, wenn wir gehen

bei mir eher beim Fahren 🙂

Letzten Freitag war ein sehr aufregender Tag, denn der Kurier brachte eeeeeendlich meine Ladung Erinnerungsbücher. Ein Tagebuch, das man nicht alleine und in Verschwiegenheit, sondern gemeinsam, im Austausch mit seinen Lieben befüllen soll. 

Hier möchte ich heute einen kleinen Einblick in die Idee und die Entstehung des Buches geben, weil hinter einem Produkt so viel Arbeit steckt, die man nicht sieht und von der man nichts weiß.

Vorgeschichte- 

auch Erfahrung genannt

Ich selbst habe schon immer Tagebuch geschrieben. Seitdem ich schreiben konnte 🙂 Nein, Spaß, ich glaube, in der ersten Klasse wusste ich nichts von Tagebüchern und in der DDR gab es sowas auch sicher nicht zu kaufen. Die Stasi hätte das gar nicht gut gefunden. Oder vielleicht gerade doch. Nicht nur denken, sondern die Gedanken auch aufschreiben, da käme man sicher irgendwie ran. Weiß ich nicht wirklich und zu der Zeit wusste ich auch noch nichts von der Stasi. Das erste Tagebuch, an das ich mich erinnere, ist aus der 4. Klasse. Da war die Wende schon vollzogen und bestimmt habe ich ein Tagebuch geschenkt bekommen. Seitdem habe ich nicht kontinuierlich, aber immer wieder intensive Tagebuchphasen gehabt und es ist soooo interessant, sie später zu lesen. Also für mich!!! Ich habe nicht solche Tagebücher, wie Schriftsteller sie haben. Wenig Weisheit, viel Gejammer. Also nichts für eine postmortale Veröffentlichung!! Zur Info. Jedenfalls…dieses Mindset, das sich in den Tagebüchern offenbart!! Kein Wunder, dass mein Leben eine Aneinanderreihung von schwierigen Phasen war. KEIN WUNDER! Allein dieser Satz. Mein ehemaliger Linguistikprofessor würde sagen, es ist kein Satz! Egal. In Blogs darf man alles. Es ist mein Blog. Wahrscheinlich wollte ich deswegen schon immer einen haben. Ein Tagebuch für komische Leute, die dadurch andere komische Leute finden. Jetzt aber mal zurück zur Idee. Also, meine alten Tagebücher und dieses ewige Meckern und die Traurigkeit und die Einsamkeit. All das kann ja nur dazu führen, dass man im Sumpf stecken bleibt. Es gibt nur Sumpf, man liest nur Sumpf und es ging nie um Wünsche. Meinen Wunschtag?! Wie möchte ich mich eigentlich fühlen und vor allem, was war gut und wofür bin ich dankbar? 

In allen späteren Mindest Kursen ist Dankbarkeit der Schlüssel für alles und ich kannte dieses Wort in meiner Kindheit gar nicht, außer in der Form von: „Sag, Danke, wenn dir jemand etwas gibt!“ Aber dieses Geben war immer mit einem sichtbaren Gegenstand verbunden. Danke nur, wenn du auch etwas siehst. Für abstrakte Dinge gab es diese Dankbarkeit nicht. Heute beginne und beende ich meinen Tag mit Dankbarkeit und diese Dankbarkeit hat wenig mit materiellen Dingen zu tun. Eher mit Wärme, Verbundenheit, einer kleinen Hand in meiner, einer schönen Situation, einem leckeren Essen, einem schönen Bild, dass in einer Pfütze zu sehen war. Sowas und diese kleinen Dinge machen so stark, wenn es mal schwierig wird. Und es wird schwierig. Immer mal wieder. Deswegen ist das Erinnerungsbuch kein leeres Buch, das ihr frei beschreibt, sondern die Seiten sind vorgestaltet, mit Fragen, die euch auf das Positive des Erlebten lenken. Was war schön auf eurem Ausflug, was war neu, was war spanend? Jeder hat vielleicht eine andere Meinung dazu und das ist völlig in Ordnung, aber ihr schafft in diesem Moment des Eintragens zwei ganz wichtige Dinge. Ihr konzentriert euch auf das Schöne und ihr tut das zusammen. Ihr seid Teil einer Gemeinschaft. Das ist ein so wichtiges Bedürfnis von uns und gerade in dieser ganzen Coronazeit ist dieses Bedürfnis so unerfüllt an vielen Stellen, dass wir für jede Situation dankbar sein können, in der wir es erfüllen. 

Eine zweite Erfahrung, die zum Buch führte, war die Tagebuchzeit in meiner Klasse. Wir haben schon seeeeehr früh mit dem Führen von Tagebüchern begonnen. Wenn wir montags den Morgenkreis hatten, habe ich mir einen Satz der Kinder gemerkt und in gaaaaaanz ordentlicher Druckschrift auf einen kleinen Zettel geschrieben. Diesen Zettel bekam dann jeder, um ihn in sein Tagebuch abzuschreiben, wobei es am Anfang einfach ein Abmalen war. Sie haben einfach die Buchstaben übertragen und wussten gar nicht, was genau dort stand. Aber sie haben danach immer stolz ihr Ergebnis gezeigt und haben dabei gestrahlt. Warum? Sie wurden für einen Moment gesehen. Ihre Erzählung war wichtig und sie wurde festgehalten, für später, zum Nachlesen und zum dran erinnern. Auch, um die eigenen Fortschritte zu beobachten. Schnell konnten sie natürlich lesen, was sie da schreiben und irgendwann sollten sie selbst Sätze schreiben. Das konnten einige gut und andere gar nicht. Es fiel ihnen NICHTS ein. Auch für diesen Fall ist das Erinnerungsbuch eine Hilfe, denn die konkreten Fragen helfen bei den Einträgen, sodass ihr nicht lange überlegen müsst und die Kinder nicht frustriert sind, wenn ihnen nichts einfällt und ihr Eltern nicht frustriert seid, weil dem anderen nichts einfällt. Es ist also für möglichst viele Bedürfnisse schon im Vorfeld gesorgt und wenn ihr dann zusammen eintragt, denn geht es bedürfnistechnisch erst richtig los. Aber dazu in meinem Blogbeitrag „bedürfnisorientiertes Tagebuch“ mehr. 

Glück, ist die Fähigkeit, es zu erkennen.

Von der Idee zur Form 

Von diesen Vorgedanken zur Entstehung des Erinnerungsbuches war es aber noch ein weiter Weg. Zunächst habe ich kleine Erinnerungshefte gestaltet, die meinen Schatzsuchen beilagen. Auch darin konnte der Ausflug positiv festgehalten werden. Ausgedruckt auf meinem Drucker, zwar in Farbe, aber sonst sehr schlicht. Da ich eine tolle Designerin für meine Webseite hatte und unser Design so mag, habe ich sie gefragt, ob sie die Gestaltung übernehmen würde, wenn ich ihr die Inhalte liefere und so kam es zu diesem schönen Buch, auf das wir beide sehr stolz sind. Ich wollte natürlich das Weihnachtsgeschäft nutzen, weil es ein tolles Geschenk für Familien, Paare und vor allem auch Großeltern ist, für die einem sonst immer nichts einfällt. Aber es kam anders. 

Wir hatten im August die ersten Seiten gelayoutet und besprochen. Dann kam das Cover und die ersten Korrekturen. Anschließend brauchten wir Angebote von Druckereien, was schon sehr lange dauerte, weil Corona deutlich spürbarer war, als noch 2020. Verantwortliche waren in Quarantäne, dann waren sie im Homeoffice, dann wurde das Papier knapp, dann stand schon der Weihnachtsstress an, dann wurde meine Tochter krank. Als die ersten Angebote da waren, kam die Unsicherheit über die ganze Idee hoch. 

Eine kleine Auflage lohnte sich null. Eine große Auflage war ein großer Invest und der Glaube an den Erfolg brauchte Zeit. Das Projekt lag auf dem Rechner und war soweit fertig, aber ich konnte auflagen- und geldtechnisch keine Entscheidung treffen, weil ich keine Nachdenkzeit hatte. 

Wir hatten endlich das ehemals gemeinsame Haus verkauft, aber das Geld dazu ließ lange auf sich warten, zusätzlich war meine Tochter zuhause und hat 4 Wochen lang gehustet, geschnupft, schlecht geschlafen und mich auf Trapp gehalten. Meine Kräfte waren so ziemlich am Ende und der Winter hatte erst begonnen. Ich habe mich nach langer Probierung dann für eine Businesspause entschieden, weil alle to do Listen ständig über den Haufen geworfen wurden. Immer mehr Personen im Umfeld an Corona erkrankten und meine ganze Energie an das Durchhalten dieser erneuten Isolierung und beängstigenden Situation drauf ging. 

Das Weihnachtsgeschäft konnte ich sowieso abhaken. Pinterest Pins schaffte ich nicht, Instabeiträge schaffte ich nicht. Ich schaffte es einfach nur, unseren Alltag zu managen und das war zu dem Zeitpunkt Business genug. 

Aber ich glaubte trotzdem weiter an das Produkt.  

Eine Druckerei erwies sich als zuverlässig, meldete sich immer schnell zurück und so kristallisierte sich eine Zusammenarbeit heraus. Die Papierknappheit wurde größer, sodass ich zumindest die Druckfreigabe bestätigen sollte und am 28.12.2021 drückte ich die Entertaste und gab die Druckfreigabe für den für mich größten bisherigen Invest. Aber es war gut. Ich fühlte mich gut und froh. Ich konnte mich in den vergangen Wochen mit dem Gedanken anfreunden und er überrollte mich nicht mehr so massiv. Ich war einfach glücklich und dankbar, dass ich diese Möglichkeit jetzt hatte und sie auch wahrnahm. Nachdem alles geklärt und korrigiert war, gab es noch einen stressigen Vormittag, den aber meine Deisgnerin super gemanaged hat und in dem Sinne auch ich. Weil ich mich nicht eingemischt, sondern es abgeben habe. Und nachdem wir dachten, dass kurz vor dem Druck doch alles falsch ist, war um 15.30 des Tages alles geklärt und wir konnten in Druck gehen.

Eigentlich wollte ich auch dabei sein, aber genau in der Nacht vor dem Termin gab es nächtliches Kindererberechen, also absagen und mir ein Video senden lassen. Das war sooooo aufregend. Diese riesen Maschine, die dort im Gange war. Die vielen Blätter und die Technik. Spannend und crazy!! Dann gingen die Bücher zum Buchbinder und etwa zwei Wochen nach dem Druck waren sie zur Lieferung bereit. Total schön war, dass die Druckerei auch ganz aufgeregt war und sich so über das Buch gefreut hat. Sie fanden es selbst total schön und haben sich wirklich lieb gekümmert. 

Ergebnis

Am 31.1. war es dann soweit. Der Keller war aufgeräumt und bot Platz, das Kinderzimmer für die Buchkinder zu werden. Eine Nachbarin, eine befreundete Familie und der Kurier wurden mit Süßigkeiten versorgt und dann waren die Bücher in 20 Minuten vom Auto in den Keller gewandert worden. Und da stehen sie und möchten in die Welt. Zu euch. In eure Familie, zu euren Großeltern oder zu euch als Paar. Damit ihr nicht wie ich durch Tagebücher blättert und nur von schlechten Gedanken angesprungen werdet, sondern damit euch Momente voller Glück und Freude begegnen. 

Wenn ihr mehr über den Inhalt des Buches erfahren wollt, dann findet ihr die Beschreibung hier.